Neue Veröffentlichung im Academy of Management Journal zum Thema "Autonomous, Yet Interdependent: Designing Interfaces Across Routine Clusters"

Selbstorganisierte Teams scheitern nicht an sich selbst – sondern an ihren Schnittstellen

Autonome Teams gelten als das Organisationsmodell der Zukunft: Sie versprechen schnellere Entscheidungen, mehr Innovationskraft und eine höhere Zufriedenheit bei den Mitarbeitenden. Doch was in der Theorie elegant klingt, ist in der Praxis oft ein Drahtseilakt – vor allem, wenn die scheinbar unabhängigen Einheiten plötzlich doch aufeinander angewiesen sind.

Eine aktuelle Studie von apl. Prof. Dr. Anja Danner-Schröder von der RPTU School of Business and Economics, gemeinsam mit Dr. Christian A. Mahringer von der Universität Stuttgart, geht genau dieser Herausforderung auf den Grund. Veröffentlicht wurde die Arbeit unter dem Titel „Autonomous, Yet Interdependent: Designing Interfaces Across Routine Clusters“ im renommierten Academy of Management Journal.

Die zentrale Frage: Wie lassen sich die Schnittstellen zwischen autonomen Arbeitseinheiten gestalten – in einer Arbeitswelt, die durch hohe Dynamik und ständig neue Abhängigkeiten geprägt ist?

Um diese Frage zu beantworten, begleiteten die Forschenden ein Jahr lang ein mittelständisches Hightech-Unternehmen bei der Einführung agiler Softwareentwicklung. Dabei beobachteten sie, wie zwei eigenständige Teams eingerichtet wurden, um unabhängig voneinander neue Produkte zu entwickeln. Die Idee: mehr Geschwindigkeit, weniger Reibung. Die Realität: eine wachsende Zahl von Abhängigkeiten – sei es durch geteilte Mitarbeitende, gemeinsame Ressourcen oder überlappende technische Strukturen.

Die Ergebnisse der Studie sind ebenso überraschend wie aufschlussreich: Schnittstellen entstehen nicht durch Planung, sondern durch Praxis. Sie entwickeln sich im Tun – durch Abstimmung, Aushandlung, Anpassung. Die Forschenden zeigen, dass es vier zentrale Praktiken gibt, mit denen Mitarbeitende solche Schnittstellen gestalten: Sie analysieren Abhängigkeiten, verändern Ressourcen, passen Zeitpläne an und versuchen, Störungen zu minimieren. All das geschieht nicht auf dem Reißbrett, sondern mitten im Arbeitsalltag – oft unsichtbar, aber mit enormer Wirkung.

Besonders relevant ist die Studie für alle Organisationen, die auf Selbstorganisation, Projektarbeit oder agile Methoden setzen. Denn sie macht deutlich: Autonomie bedeutet nicht Unabhängigkeit von allem – sondern erfordert neue Formen der Koordination. Wer das ignoriert, riskiert Reibungsverluste, ineffiziente Abläufe oder sogar das Scheitern von Projekten.

Mit ihrer Forschung liefert Prof. Danner-Schröder nicht nur einen wichtigen theoretischen Beitrag zur Organisationsforschung, sondern auch ganz konkrete Impulse für die Praxis. Ihre Arbeit zeigt, dass es in modernen Organisationen nicht darum geht, Abhängigkeiten zu vermeiden – sondern sie bewusst zu gestalten