Impressionen der akademischen Jahresfeier 2013
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Fotograf: Christian Landfester
Bei Veröffentlichung bitte Angabe des Urhebers.
Die Absolventenrede ist unter den Fotos zu finden.
Absolventenrede FB WiWi 2013
Liebe Absolventinnen und Absolventen,
Sehr geehrte Professoren,
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
Liebe Angehörige und Freunde,
wir möchten Sie auch in unserer beider Namen nochmals sehr herzlich begrüßen. Wir haben die besondere Ehre bei der diesjährigen akademischen Jahresfeier des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften die Absolventenrede halten zu dürfen. Wir, das sind Christian Muggeo und Chantal Steimer.
Auch wenn wir mit Bachelor und Diplom zwei recht verschiedene Abschlüsse erworben haben, konnten wir doch im Zuge der Vorbereitungen auf diese Rede, viele Parallelen im Studium feststellen. Wir haben uns einige Gedanken gemacht, wie wir diese Rede gestalten könnten, ohne dabei zu ernst, zu kritisch oder zu langweilig zu werden. Schlussendlich konnten wir uns darauf einigen, worüber wir nichts erzählen wollen ”¦
Worüber wir nichts erzählen wollen ”¦
Dazu zählen z. B. ”¦
· Die Häufigkeit mit der in unserer Mensa Pommes angeboten werden.
· Wie schön Herr Prof. Dr. Corsten das Wort Markeeeeeeeting aussprechen kann.
· Welche Professoren man morgens um 4 Uhr im Zack Zack antreffen kann.
· Was Maschinenelemente mit Malen nach Zahlen zu tun hat.
· Wie konsistent die Auslegung der Prüfungsordnung bei den verschiedenen, vermeintlich zuständigen Stellen ist.
· Was ein Eisbär mit einem Moorhuhn zu tun hat.
· Wofür die Abkürzung ProWo steht.
· In welchen Fächern der Workload mit den zugeordneten Creditpoints tatsächlich übereinstimmen.
· Wie gut die Ampeln in Kaiserslautern (nicht) geschaltet sind.
· Die außerordentlich gut gewählte Verteilung der Klausurtermine über die gesamten Semesterferien, die doch so viel besser für Praktika und Ferienjobs genutzt werden könnten.
· Die Zeitspanne, die Klausuren nach dem Schreiben abhängen müssen, bevor sie korrigiert werden können und das Ergebnis veröffentlicht wird.
· Legendäre Grillabende auf dem Dach von Gebäude 42 wie z.B. dem Steakholder-Treffen bei Herrn Prof. Dr. Lingnau.
· Von Uniparties und Leuten die auf Parkbänken aufwachen
· Die originelle Namensgebung von Personen und Unternehmen in Prüfungsaufgaben, wie z.B. die König Kurt AG mit dem Hauptaktionär Z. Ocker.
· Von polundertragenden norddeutschen Fachbereichs-Geschäftsführern und ihrer Phonetik.
· Über Vorlesungen, die man besser auf 1,5-facher Geschwindigkeit anhören sollte.
· Deutsche Skripte, für die selbst ein Muttersprachler einen Duden braucht.
· Warum die Hörsäle im 46er Gebäude keine Fenster brauchen.
· Was Red Bull´s gigantisches Marketing-Budget mit der Uni zu tun hat.
Mittelteil
Nachdem wir uns dann geeinigt hatten, wovon wir nichts erzählen wollten, haben wir gemeinsam auf unsere Studienzeit zurückgeblickt und unsere ersten Tage an der Uni Revue passieren lassen. Wir erinnerten uns daran, was jeder Erstie zu Beginn seines Studiums lernt, nämlich dass man als Student den ersten Stundenplan von der Fachschaft erhält ”“ und natürlich auch viele weitere nützliche Dinge, wie Altklausuren, die Kaiserslauterer Version der Wiki-Leaks und viele, viele gute Ratschläge. Wenn der neue WiWi-Student in Kaiserslautern die ProWo überlebt hat, besucht er hochmotiviert und voller Enthusiasmus die Erstsemestervorlesungen. Jeder von uns wird sich dabei an die Zeiten erinnern, in denen uns Höhere Mathematik, Technische Mechanik, Einführung in die Betriebswirtschaftslehre und Finanzbuchhaltung beschäftigt haben. Nach ein paar Wochen ist das Bild des Ersties von der Uni und dem Studium leider schon ein ganz anderes geworden:
Denn wie jedem Erstie prophezeit - von diesem aber nie geglaubt -hat Studieren tatsächlich etwas mit Arbeiten zu tun und es stellt sich schnell die erste Ernüchterung ein: Häufig fragt man sich „Muss ich diese Vorlesung wirklich besuchen?“. Und egal wie die Entscheidung zum Vorlesungsbesuch auch ausgefallen sein mag, besteht immer noch mindestens ein weiteres Problem: „Wer hat die Lösung für das am nächsten Tag abzugebende Mathe-Haus-Übungsblatt?“ Rückblickend betrachtet, scheint der Sinn der Mathe-Übungsblätter allerdings ein ganz anderer gewesen zu sein, nämlich: „Kommilitonen kennen zu lernen, Freundschaften zu knüpfen, andere Kulturen zu erleben!“ -> Pfälzer trifft Saarländer; Bayerisches Zentralabitur trifft auf hessische Gesamtschule; Franzosen treffen Deutsche; Asiaten treffen Europäer; Sowie viele, viele weitere denkbare Konstellationen. Hat der Student dann seine persönliche Lerngruppe gefunden, so geht es erst recht ans Eingemachte, denn alle Wiwis mussten lernen ”¦
· ”¦ was der Unterschied zwischen Taylor-Reihen und dem tayloristischen Arbeitsprinzip ist.
· ”¦ wie die Grundsätze der kreativen, ähm nein ordnungsgemäßen Buchführung definiert sind.
· ”¦ dass Marketing fast nichts mit Werbung zu tun hat.
· ”¦ wie latente Steuern und Rechnungsabgrenzungsposten gebucht werden.
· ”¦ dass Multiagentensysteme nichts mit James Bond zu haben.
· ”¦ was eine Produktionsfunktion nach Leontief ist ”“ oder wie auch immer der Typ hieß.
· ”¦ wie man aus Skripten etwas lernt, welche sämtliche, in ihnen vermittelten, arbeitswissenschaftlichen Grundlagen gekonnt ad absurdum führen.
· ”¦ dass die invitatio ad offerendum noch keine Willenserklärung ist.
· Und ”¦ wie sich flexible Arbeitszeitsysteme und Work-Life-Balance im studentischen Selbstversuch anfühlen.
· Maschinenbau vertiefende Wiwis müssen einsehen”¦ dass Radialwellendichtringe auf Wellen generell mit Öl und nicht mit Fett zu schmieren sind und dass Versetzungen die Träger der plastischen Verformung sind.
· E-Technik studierende Wiwis werden einsehen”¦ dass es für komplexe Zahlen auch komplexe Aufgaben in der Elektrotechnik gibt und dass Elektronen erstaunlich langsame Teilchen sind.
· UVT’ler können den Tripelpunkt für Stoffe bestimmen”¦ an dem alle drei Aggregatszustände gleichzeitig auftreten und lernen, dass Wasser und Luft zwar beides Fluide sind, allerdings davon nur Wasser inkompressibel ist.
· Wiwis, die glauben Informatik ist ihr zweites Standbein, fragen sich oft ”¦ warum sich die Veranstaltung „Logik“ manchmal jeglicher Logik entzogen hat und warum man in Wirtschaftsinformatik keinen Computer braucht.
· Und wer sich zur Chemie hingezogen fühlt muss einsehen”¦ dass das Leben eines Chemiestudenten nicht aus Sprengstoff und Alkohol, sondern vor allem aus Laborpraktika und Testaten besteht und dass organische Chemie für die meisten Chemiestudenten ein Gräuel ist.
Da braucht es dann schon einige Semester der Regelstudienzeit um all das Wissen zu erlangen, einen sicheren Stand im Studienverlauf zu finden und das eigene Selbst- und Zeitmanagement sowie Durchhaltevermögen zu perfektionieren. Und wenn uns all das noch nicht genug war, konnten wir darüber hinaus unsere Zeit dazu verwenden, uns zusätzlich außercurricular zu engagieren:
· Im Studierendenparlament, dem Senat und den politischen Hochschulgruppen, für alle Hobbypolitiker, die sich für die studentische Mitbestimmung einsetzen wollen.
· In Fachschaft und AstA für Party-Löwen, die andere Kommilitonen gerne an ihren Erfahrungen teilhaben lassen und in diversen Referaten Aufgaben übernehmen wollen.
· Im Studium Integrale, für alle Musiker, Künstler und Kulturbegeisterte, die klassische oder moderne Musik machen, fremde Kulturen erleben oder Kunstausstellungen und kulturelle Veranstaltungen besuchen wollen.
· Im Unisport für alle, die sich und andere fit halten, sei es durch Klettern, Bodyforming, Badminton oder in der Uniliga, um nur einige wenige Angebote des Hochschulsports aufzuzählen.
· Im Kaiserslauterer Formular Student Racing Team KARAT als Tüftler, Schrauber und Rennfahrer, die ihr technisches oder betriebswirtschaftliches Know-How im Wettkampf mit anderen Universitäten messen wollen.
· bei bonding oder Treffpunkt, wo man sein eigenes Organisationstalent beweisen oder aufbauen und an Weiterbildungs- und Trainingskursen teilnehmen kann ”“ Firmenkontakte inklusive.
· Oder auch durch HiWi-Jobs an den Lehrstühlen und in der Verwaltung, um neben dem Studium Einblicke in die universitäre Forschung zu erlangen und Kontakte zu den Professoren und Mitarbeitern zu knüpfen.
Bei all diesen curricularen und außercurricularen Aktivitäten lernten wir natürlich auch die Stadt und die Region Kaiserslautern kennen ”“ und lieben? Zugegeben, Kaiserslautern kann vielleicht nicht mit München, Hamburg oder anderen Großstädten mithalten, aber dafür hat man die Natur vor der Haustür, kurze Wege und einen Mietspiegel, der seines Gleichen sucht. Mancher Student mag Kaiserslautern nicht für sich entdeckt haben - aber sehen wir es einmal so: Durch die begrenzte Anzahl an Kneipen, Bars und Diskotheken trifft man überall bekannte Gesichter aus dem eigenen oder den anderen Studiengängen und Semestern. Dabei stellt sich auch im späteren Studienverlauf heraus, dass es den ein oder anderen netten Kommilitonen oder Kommilitonin gibt, die man bis dato gar nicht kannte.
Von Semester zu Semester bereichern uns fachliche Kenntnisse sowie persönliche Erfahrungen und qualifizieren uns dazu, dass wir Absolventen heute an diesem Abend alle hier stehen dürfen. Nach erfolgreich bestandenen Klausuren und vielen Stunden des Brütens und Schreibens der Abschlussarbeit ist es nun endlich geschafft. Wir alle haben einen akademischen Abschluss erlangt und dürfen uns jetzt Diplom-Wirtschaftsingenieur oder Bachelor of Science nennen.
Ausblick: Was uns erwartet
Und jetzt? Kaum ist dieser Schritt geschafft stehen wir schon vor der nächsten wichtigen Frage: Was mache ich denn jetzt nach dem Studium? Die einen bleiben an der Uni um ein Master-Studium zu absolvieren oder eine Promotion anzustreben. Andere werden ihr Glück im Berufsleben suchen, ob bei Unternehmensberatungen, Technologiekonzernen, Behörden oder in der Selbstständigkeit. Dabei führen manche Wege ins Ausland, andere in die nähere Umgebung, zurück in die Heimat oder ganz wo anders hin.
Den Absolventinnen und Absolventen gratulieren wir zu ihrem Abschluss und wünschen allen viel Erfolg, Glück und alles Gute für die Zukunft, wo auch immer euer Weg euch hinführen mag. An dieser Stelle möchten wir die Gelegenheit nutzen, uns im Namen aller Absolventinnen und Absolventen bei den Professoren, Sekretärinnen, wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und allen anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universität recht herzlich für die Unterstützung und Hilfe in jeglicher Form zu bedanken.
Zuletzt wollen wir uns mit einem Zitat von Ihnen verabschieden: Schon Albert Einstein sagte: „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“ In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen schönen Abend bei der Akademischen Jahresfeier, einen guten Appetit und alles erdenklich Gute für die Zukunft.